- Impfgegner: Die Regierung wollte ungeimpfte Deutsche markieren, so wie die Nazis Juden mit Davidsternen markierten.
- Hat gemeint, dass ich Glück habe weil auch, wenn ich Ausländer bin, ist meine Haut nicht schwarz und ich bin kein Araber oder Muslime, ich stamme aus einem christlichen Land und ich kann Deutsch. Was aber diese Person vergiss ist, dass ich in meiner Vergangenheit auch ein Ausländer war, der kein Deutsch kannte, der auf Sozialhilfe angewiesen war.
- Er ist ungefähr 55 Jahre alt. 2 Stunden, nachdem wir uns kennengelernt hatten und während unserer ersten Schicht hat er mir gesagt, dass sein Vater in der Wehrmacht war, dass am Ende des 2. Weltkrieges 1 Million Soldaten der Wehrmacht inhaftiert waren und dass 200K in Lagern verstorben waren, weil die Alliierten das wollten. Ich weiß nicht, ob das stimmt oder woher diese Person oder ihr Vater seine Quellen genommen haben. Ich verstehe nicht, warum eine Person, die man kaum kennt, dir alle diese Informationen so früh erzählen würde. Wozu?
- Deutschland war ein so großes und großartiges Land. Der Neoliberalismus hat es alles zerstört.
- Sozialdemokraten und Grüne sind blöd.
- Sein Vater ist verstorben, als er 16 Jahre alt war und war in der Wehrmacht (der Vater), so vielleicht hat er nur ein schwieriges Leben gehabt? Entschuldigt das seine Tiraden?
Zweimal geschieden, er ist mit einer Grieche verheiratet, hat 2 Kinder mit ihr, aber ich weiß nicht, ob er Muslime und Araber hasst. Die großte Mehrheit meiner Arbeitskollegen sind entweder apolitisch, grün oder sozialdemokratisch und sind auch in einer Gewerkschaft. Nach der Tirade (30 Minuten) wollte er nicht, dass ich jemandem erzähle, dass er in der AfD ist. Nach den Tiraden wird er sozial, arbeitet gut und versucht freundlich Smalltalk zu machen.
Soll ich ihn für jemanden halten, der Pech im Leben hat, sehr fehlgeleitet, der sich von den traditionellen Parteien ignoriert fühlt und eine Identität gefunden hat, die so weit rechts steht, oder ihn einfach als Nazi-Sympathisant betrachten und vortäuschen, mit ihm befreundet zu sein?
Wären wir im Jahr 1945, wenn man bedenkt, wie er denkt, wäre er mindestens als Mitläufer gekennzeichnet worden.
Der Neoliberalismus hat alles zerstört.
Auch ein blindes Huhn findet bekanntlich mal ein Korn :D
Ansonsten, puh, sehr schwierig. Rein faktische Gegenargumente gegen rechte Standpunkte helfen glaub ich generell weniger, wenn die Person „schon voll drin“ ist. Ich denke aber über persönliche, dauerhafte gute Beziehungen können solche Personen aber immerhin mal zum Reflektieren ihrer Einstellungen bewegt werden. Und so kann eins zum anderen führen.
Also nicht, dass ich sage dass du das jetzt so machen sollst oder rechten Blödsinn unkommentiert stehen lassen sollst. Waren mehr so generelle Gedanken zum Umgang mit rechter Ideologie. Antifa bleibt Handarbeit…
Wichtig dazu, dass man an gemeinsamen Standpunkten anknüpft: Z.B. Neoliberalismus böse. Und Stück für Stück eine andere (persönliche) Perspektive einbringt, z.B. als jüngere Generation, die vielleicht nicht gleich konträr zu den Einstellungen des gegenübers ist, sondern diese erstmal ergänzt. Einen Samen pflanzen.
Einen Samen pflanzen.
Genau darum geht es! Und das wird auch von vornherein unmöglich, wenn man (auch aus linksliberaler Ecke) gleich vornweg alles und jeden als Nazi und Faschist bezeichnet und generalisiert.
Also er ist 2023 etwa 55 und sein Vater ist gestorben als er 16 war, also vor 40 Jahren … so 1980? In einem Lager ist er wohl also dann selbst nicht gestorben. Vom Alter her ist es aber zumindest gut möglich, dass der Vater in der Wehrmacht war. Es hat auch sein Leben sicher nicht leichter gemacht, dass der Vater so früh verstorben ist, allerdings gibt das niemandem das Recht, Nazi zu sein.
Die Todesrate gab es in Lagern, allerdings in der Hauptsache wohl in sowjetischen. Lustig ist, dass 200.000 exakt die sind, die übrig bleiben, wenn man die Toten in sowjetischen Lagern abzieht (Hübsche Tabelle bei Wikipedia), die Aussage ist also nicht falsch, aber sie verzerrt das Gesamtbild.
Was du jetzt mit dieser Menge an unsortierter Info machst, liegt bei dir. Du kannst ihn gut darauf ansprechen, dass du mal Ausländer warst, ich glaube nicht, dass er dabei agressiv wird. Er hat sich ja dir spezifisch geöffnet, aus welchem Grund auch immer, und vertraut darauf, dass du den Kollegen das nicht erzählst. Ich glaube nicht, dass du was vortäuschen musst, aber ihr solltet weiter professionell zusammen arbeiten können. Abhängig vom Umfeld solltest du deshalb vor einer Konfrontation schauen, dass du mit jemandem sprichst dem du vertraust und der dir Rückendeckung geben kann.
Aus meiner Sicht geht es hier zunächst darum, was du möchtest und welche Art von Umgang du dir in Zukunft von ihm wünschst. Wenn du das weißt, dann kannst du die Sache angehen und gezielt Unterstützung suchen oder auf Abstand gehen oder mit ihm gemeinsam Grenzen setzen.
Vielleicht bietet der Artikel Ansätze: https://taz.de/Rechtsruck-und-Familie/!5689436/
Es waren deutlich mehr als ne Millionen deutsche Kriegsgefangene.
Weiße ihn doch Mal darauf hin das auch Ausländer warst und die Integration mit Hilfe vom Staat erfolgreich war. Warum sollten andere keine solche Chance bekommen?
Auf der Arbeit musst du mit niemand befreundet sein. Nur Zusammenarbeit. Mehr Zeit als nötig würde ich mit ihm aber auch nicht verbringen. Ggf Vorgesetzten ansprechen wie unangenehm es dir ist mit ihm zusammenzuarbeiten aufgrund der Ausländerfeindlichkeit.
Sprech ihn doch auch darauf an wie zynisch es ist gegen Ausländer zu sein und den eine Ausländische Frau zu haben. Ob das hilft, wahrscheinlich nicht.
Was arbeitest du denn? Es macht aus meiner Sicht nämlich dann schon einen Unterschied, ob jemand mit einer faschistischen und menschenfeindlichen Einstellung in einer Fabrik am Fließband arbeitet oder beim Ausländeramt, bei der Polizei oder im Kindergarten.
Die großte Mehrheit meiner Arbeitskollegen sind entweder apolitisch, grün oder sozialdemokratisch
also Polizei kann ich ausschließen
also Polizei kann ich ausschließen
nun fühle ich mich verunsichert. Soll ich dann die Polizei nicht vertrauen?
Die meisten Rassisten oder Ausländerfeinde haben nur Angst vor dem unbekannten. Ob du an die Ängste ran kommst ist eine andere Frage. Aber über den Weg könntest du eventuell wirklich was bewegen, wenn du das den möchtest.
Ich würd an deiner Stelle deine/n Vorgesetzte/n oder die HR-Abteilung informieren, dass er dich bedrängt/mit diesem Schwachsinn belästigt hat